Bin ich ein Psycho?

Stimmt etwas nicht mit mir, wenn ich eine Therapie oder ein Coaching in Anspruch nehme? Muss da etwas “repariert” werden in meinem System? Ist es wirklich so wichtig, dass ich Problem-los funktioniere? Was, wenn Angewohnheiten oder Ängste, die ich loswerden will, eigentlich nur etwas ungelenke Versuche sind, ein Problem zu lösen? Auch wenn es gerade nicht perfekt klappt?

Und was das angeht, sitzen wir doch alle in einem Boot. Wir alle handeln oftmals nicht engagiert genug, um unseren Werten zu folgen, um dem Leben Sinn zu verleihen. Wir alle sind oftmals nicht präsent im Hier und Jetzt. Wir hängen der Vergangenheit nach oder machen uns Sorgen um die Zukunft. Wir alle akzeptieren oftmals nicht das, was in diesem Moment in unserem Leben ist. Ob das Situationen oder Personen sind, vieles soll bitte lieber weg sein. Wir alle stecken unglaublich viel Energie in Vermeidungs-Umwege, nur um nicht dies oder jenes unangenehme Gefühl aushalten zu müssen. Und dann unsere Gedanken, die im Kopf Karussell fahren, immer noch eine Runde! Kennt auch jeder. Und nicht zuletzt unser Selbstbild. Wer fühlt sich nicht oftmals gefangen in einer Rolle. Als Eltern, als Kollege, als jemand der krank ist, als Sohn oder Tochter? Statt die vielen verschiedenen Rollen zu würdigen, die wir je nach Kontext ausfüllen und die uns schillern lassen wir Diamanten, je nachdem, wie das Licht einfällt.

Ganz besonders kompliziert kann das sein, wenn man sich gerade erst einfindet in der Welt schwieriger Gedanken und Gefühle. An der Schwelle zum Erwachsenwerden. Wie oft hört man nicht als jugendlicher Mensch, “du musst!”. Du musst Hausaufgaben machen, du musst Ordnung halten, du musst einen guten Schulabschluss hinbekommen, du musst dich mit den Geschwistern vertragen, du musst vernünftig sein, du musst dich fern halten von Alkohol und Drogen. Gleichzeitig fühlt man sich doch immer mehr als autonomes Wesen, das selbst Entscheidungen treffen will. Und leider sind die Zeiten herausfordernd. Covid-19 und der Krieg in der Ukraine etwa verursachen Ängste. Ganz plötzlich fühlt sich das Leben mitten in Europa gar nicht mehr so stabil und freudvoll an.

Was kann man also unternehmen, um Jugendliche auf ihrem Weg zu unterstützten? Mit der Impulsivität klarzukommen, der Frage nach dem “Wer bin ich eigentlich?” Und hier kommt die ACT ins Spiel, die Acceptance- and Commitment Therapie. In der Wertearbeit zum Beispiel geht es um die eigene freie Wahl. Herauszufinden, was wirklich wichtig ist und das eigene Tun darauf auszurichten. Dabei ist nicht Moral gemeint, nicht soziale Regeln und konformes Verhalten, sondern das, was einem am Herzen liegt.

Und das gilt es dann herauszufinden, was ist wichtig? Sich engagieren? Anders sein? Wissen? Liebevoll sein? Authentisch sein? Hilfe annehmen? Neues erschaffen? Freiheit leben? Erfolgreich sein? kreativ sein? Mitfühlend sein? Für Gleichheit sorgen? verzeihen? Mutig sein? großzügig sein? Fair sein? Für Sicherheit sorgen? Verantwortung übernehmen?

Und mit dieser Orientierung ist es dann eigentlich gar nicht mehr so hinderlich, zugleich auf die ein oder andere Art ein “Psycho” zu sein. Nach dem Motto, ich bin ein Psycho - und zugleich so viel mehr!

Zurück
Zurück

#Selbstfürsorge #Elternstärken

Weiter
Weiter

ACT-ion!