Wer bist du, wenn niemand zuschaut?
Stell dir vor, du kommst nach Hause, schließt die Tür hinter dir und für einen Moment gibt es nichts – niemanden, der etwas von dir will, keine Nachrichten, keine Erwartungen. Nur Stille. Du könntest tun, was du willst. Doch statt dich frei zu fühlen, bleibt da dieses seltsame Gefühl. Vielleicht atmest du auf – oder du wirst unruhig. Was jetzt? Was mache ich mit diesem Moment, in dem ich niemand sein muss?
Die Rollen, die wir spielen
Wir alle spielen Rollen. Wir sind die Verlässlichen, die Starken, die, die für andere da sind. Wir fügen uns in Erwartungen ein, oft ohne es zu hinterfragen. Aber wer bleibt übrig, wenn niemand hinsieht? Vielleicht kennst du diesen einen Moment, wenn du in den Spiegel schaust und dich fragst: Bin das wirklich ich? Oder bin ich das Bild, das ich erschaffen habe, damit alles läuft?
Die meisten Menschen, die zu mir kommen, sagen nicht: „Ich weiß nicht mehr, wer ich bin.“ Sondern sie sagen: „Ich weiß nicht, warum mich das so stresst.“ Oder: „Ich funktioniere nur noch, aber ich spüre nichts mehr.“ Manche sagen auch: „Ich sollte eigentlich glücklich sein, aber irgendwas fehlt.“
Die Masken, die wir nicht bemerken
Wir tragen Masken, ohne es zu merken. Nicht, weil wir uns verstellen, sondern weil wir uns irgendwann daran gewöhnt haben, so zu sein, wie es von uns erwartet wird. Vielleicht war es einmal wichtig, stark zu sein, Verantwortung zu übernehmen oder niemanden zu enttäuschen. Doch irgendwann stellt sich die Frage: Möchte ich diese Rolle noch spielen? Oder darf ich auch anders sein?
Wer wärst du, wenn du keine Erwartungen erfüllen müsstest?
Hier eine kleine Übung für dich: Nimm dir 5 Minuten. Schreib auf, wie du dich anderen zeigst. Sei ehrlich. Bist du die Verlässliche? Die, die nie Nein sagt? Die Starke, die keine Schwäche zulassen darf? Dann frag dich: Wer wärst du, wenn das alles nicht nötig wäre? Was würdest du tun? Wie würdest du sprechen, bewegen, leben?
Und wenn dich die Antwort überrascht, dann lohnt es sich, genauer hinzuschauen.